Kostenrechnung und Kalkulation
Welche Teile umfasst ein geschlossenes Kostenrechnungsystem?
Zu einem umfassenden, geschlossenen Kostenrechnungssystem gehören
- eine Kostenartenrechnung,
- eine Kostenstellenrechnung,
- eine Kostenträgerrechnung und
- eine stück- und periodenbezogene Erfolgsrechnung.
Diese Elemente werden nachfolgend detailliert dargestellt:
a) Kostenartenrechnung (WELCHE Kosten fallen an?)
Um Kosten berechnen zu können, sind entsprechende
Datenerfassungsvorgänge erforderlich. In der Kostenartenrechnung wird
dabei festgehalten, welche Kosten bei der betrieblichen
Leistungserstellung angefallen sind.
Die Hauptkategorien sind
- die Materialkosten,
- die Personalkosten,
- die Abschreibungskosten,
- die Zinskosten,
- die Steuerkosten und
- die sonstigen Kosten.
Das Ergebnis der Kostenartenrechnung könnte wie folgt aussehen:
Kostenarten |
EUR |
Material |
4.000.000,- |
Personal |
2.790.000,- |
Energie |
454.000,- |
Miete |
887.000,- |
Abschreibungen |
248.000,- |
Zinskosten |
87.000,- |
Wartungskosten |
226.000,- |
Sonstige Kosten |
108.000,- |
Summe |
8.800.000,- |
b) Kostenstellenrechnung (WO fallen die Kosten an?)
Im Rahmen der Kostenstellenrechnung werden die in der
Kostenartenrechnung ermittelten Kosten auf die einzelnen Kostenstellen
(= Funktionsbereiche), wie
- Einkauf,
- Lager,
- Forschung,
- Produktion,
- Marketing,
- Vertrieb,
- Verwaltung
- usw.
verteilt.
Dies geschieht im sogenannten
Betriebsabrechnungsbogen
(BAB), der heutzutage nur mehr selten ein Papierbogen, sondern meistens
ein EDV-Ausdruck ist.
Kostenstellenrechnung (in EUR) |
|
Material-
stelle |
Fertigungs-
kostenstelle 1 |
Fertigungs-
kostenstelle 2 |
Vertrieb |
Verwaltung |
Material |
[4.000.000,-] |
|
|
|
|
Personal |
50.000,- |
1.000.000,- |
1,320.000,- |
300.000,- |
120.000,- |
Energie |
4.000,- |
300.000,- |
100.000,- |
40.000,- |
10.000,- |
Miete |
7.000,- |
400.000,- |
300.000,- |
110.000,- |
70.000,- |
Abschreibungen |
8.000,- |
100.000,- |
80.000,- |
40.000,- |
20.000,- |
Zinskosten |
2.000,- |
50.000,- |
20.000,- |
10.000,- |
5.000,- |
Wartungskosten |
6.000,- |
130.000,- |
60.000,- |
25.000,- |
5.000,- |
Sonstige Kosten |
3.000,- |
20.000,- |
40.000,- |
35.000,- |
10.000,- |
Summe |
80.000,- |
2.000.000,- |
1.920.000,- |
560.000,- |
240.000,- |
Bezugsgröße |
[4.000.000,-] |
1.000 Mh |
1.200 Mh |
8.000.000,- |
8.000.000,- |
Kostensätze |
2% der Materialkosten |
2.000,- pro Masch.Std |
1.600,- pro Masch.Std |
7% der Herstellkosten |
3% der Herstellkosten |
Die Herstellkosten ergeben sich als Kostensumme ohne
Vertriebskosten und ohne Verwaltungskosten:
Herstellkosten |
EUR |
Materialkosten |
4.000.000,- |
Materialgemeinkosten |
80.000,- |
Fertigungskostenstelle 1 |
2.000.000,- |
Fertigungskostenstelle 2 |
1.920.000,- |
Herstellkosten |
8.000.000,- |
Das Ergebnis der Kostenstellenrechnung sind somit die Kostensummen in
den einzelnen Kostenstellen. Damit ist geklärt, wo, d. h. in welchen
Unternehmensbereichen, welche Kosten angefallen sind.
In weiterer Folge sind für die einzelnen Kostenstellen "Bezugsgrößen" zu
bestimmen, die als Leistungsgrößen verwendet werden können.
Solche Bezugsgrößen können sein:
- Die Anzahl der geleisteten Maschinenstunden in einer
Fertigungsabteilung.
- Die Anzahl der Buchungszeilen in der Buchhaltung.
- Die Anzahl der Telefonate in der Telefonzentrale.
- Die gefahrenen Kilometer in der Vertriebsabteilung.
- Die Anzahl der Kundenbesuche.
- Die Anzahl der Bestellungen.
- Die Anzahl der Beratungen in einem Dienstleistungsunternehmen.
Abschließend wird für die einzelnen Kostenstellen jeweils ein Kostensatz
berechnet, indem
- die Kostensummen der einzelnen Kostenstellen
- durch die jeweiligen Bezugsgrößen dividiert werden.
Ein Kostensatz wird wie folgt berechnet:
Kostensumme in der Fertigungskostenstelle 1: |
2.000.000.- |
geleistete Maschinenstunden |
1.000.- |
Kostensatz pro Maschinenstunde |
2.000,- |
Nach dem gleichen Prinzip werden die Kostensätze für die verschiedenen
Kostenstellen berechnet.
c) Kostenträgerrechnung (Wie hoch sind die Kosten?)
Unter der Kostenträgerrechnung ist die
klassische Kalkulation
eines Auftrags zu verstehen. Aufgrund der über die
Datenerfassung ermittelten Zeiten und sonstigen Verbräuche werden nun
- die in den einzelnen Abteilungen festgehaltenen
Einsätze bewertet und
- dem jeweiligen Auftrag zugeordnet,
sodass schließlich die (Gesamt-)Kosten des Auftrags
resultieren.
Beispiel für eine Kalkulation:
Für einen Auftrag wurden in den einzelnen Kostenstellen folgende
Einsätze ermittelt:
Materialstelle |
Material A |
300 kg mal 200,- |
Material B |
80 kg mal 500,- |
Materialgemeinkostensatz |
0,02 |
Fertigungskostenstelle 1 |
Maschinenstunden in der Fertigungsstelle 1 |
25 |
Kostensatz einer Maschinenstunde |
2.000,- |
Fertigungskostenstelle 2 |
Weiterverarbeitungsstunden |
30 |
Kostensatz einer Weiterverarbeitungsstunde |
1.600,- |
Vertriebsstelle |
Kostensatz |
0,07 |
Verwaltungsstelle |
Kostensatz |
0,03 |
Die Vertriebs- und Verwaltungskosten werden auf Basis der Herstellkosten
berechnet.
Lösung:
Materialeinsatz |
100.000,- |
Materialgemeinkosten (2% von 100.000,-) |
2.000,- |
Maschinenstunden in der Fertigungsstelle 1: 25 mal 2.000,- |
50.000,- |
Maschinenstunden in der Fertigungsstelle 2: 30 mal 1.600,- |
48.000,- |
Herstellkosten des Auftrags |
200.000,- |
Vertriebsstelle (7 % von 200.000,-) |
14.000,- |
Verwaltungsstellen (3 % von 200.000,-) |
6.000,- |
Selbstkosten des Auftrags |
220.000,- |
Nach diesem Prinzip können alle Aufträge eines Betriebs kostenmäßig berechnet
werden.
Mit diesen drei Elementen eines geschlossenen Kostenrechnungssystems ist
der Bereich der reinen Kostenrechnung abgeschlossen.
c) Erfolgsrechnung (Wie hoch ist der Gewinn?)
Es reicht jedoch selten, nur die Kosten zu berechnen: Um zu wissen,
welche Gewinne erzielt werden, sind auch die "Leistungen" einzubeziehen.
Dafür stehen zwei verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
c1) Stückbezogene Erfolgsrechnung
Bei der stückbezogenen Erfolgsrechnung werden die Leistungen (= Erlöse)
mit den Kosten verglichen.
Fortsetzung des Beispiels:
Für den oben durchgerechneten Auftrag (Kostensumme: 220.000,-) wurde ein
Verkaufspreis (netto, ohne Umsatzsteuer) in Höhe von 260.000,-
vertraglich fixiert. Der Gewinn ist die Differenz zwischen Verkaufspreis
(= Leistung) und der Kosten des Auftrags:
Verkaufspreis
(netto, ohne Ust) |
260.00,- |
-
Selbstkosten |
220.000,- |
(Kalkulatorischer) Gewinn |
40.000,- |
c2) Periodenbezogene Erfolgsrechnung
Bei der periodenbezogenen Erfolgsrechnung werden die Gewinne
bzw. Verluste aller Aufträge zusammengefasst; das Ergebnis ist der
kalkulatorische Periodenerfolg (Monatserfolg, Quartalserfolg,
Jahreserfolg usw.)
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